Auf einen Kaffee mit… jackie

Die Informationstechnik ist seit Jahrzehnten Arbeitsmarkt-Hoffnungsträgerin schlechthin. Die Digitalisierungswelle der Pandemie hat ihr noch zusätzliches Gewicht verliehen. Aber IT ist nicht gleich IT, die Jobprofile sind so divers wie die Personen, die in diesen Jobs arbeiten, und ebenso unterschiedlich sind Arbeitsbedingungen wie Zukunftsaussichten.

Die breit engagierte IT-Expertin Andrea* Ida Malkah Klaura, Rufname jackie, ist nicht nur Smart-Userin, sondern seit kurzem auch an Board unseres eigenen Digitalisierungs-Teams. Wir haben mit ihr über ihr Berufsfeld gesprochen und wie sie die Zukunft der Branche sieht.

Portraitfoto von jackie, Smart Userin

Wie würdest du dein Berufsbild beschreiben, jackie?

Ich mache IT sowohl in der Lohnarbeit als auch in verschiedenen Nebenprojekten, arbeite aber auch in den Bereichen Teambuilding, Moderation und Wissensvermittlung. Die IT war dabei immer ein ‚safe fallback‘, ein Beruf, in den ich zurückkehren kann, falls nötig.

Und woran arbeitest du konkret in diesen verschiedenen Kontexten?

Screenshot Base Portfolio & Showroom

Base Portfolio & Showroom

Ich programmiere derzeit im Rahmen des ‚base‘ Projektes Web-Applikationen für Studierende, Lehrende und die Administration an der Angewandten, hauptsächlich backend. Dazu gehört zum Beispiel das ‚Portfolio‘, ein Repositorium für die Wissensbilanz mit Showroom, das wie eine digitale Ausstellung funktioniert, die ‚Image+‘ Bilddatenbank, und ein ‚Teaching‘-Modul. Hier ist Requirement Engineering sehr wichtig, d.h. die Vorstellungen der Auftraggeber*innen korrekt zu erfassen und in die Sprache der IT zu übersetzen. Es geht darum, systematisch die Anforderungen zu erheben und herauszufinden, wo sie konfligieren und wie sich das auflösen lässt. Agiles und iteratives Entwickeln ist dabei hilfreich, es erlaubt, schnell mal was auszuprobieren, anstatt stur ein Pflichtenheft abzuarbeiten. Die Arbeit geht über die IT selbst hinaus und hat auch viel mit Organisationsentwicklung zu tun. Denn Eigenentwicklungen kann man nicht einfach stehen lassen, sondern muss sie laufend pflegen und weiterentwickeln.

In meinen Nebenprojekten programmiere ich full stack, also back- und frontend, Web-Applikationen mit CMS-Systemen und Plugins, für spannende Projekte im Bereich der Freien Radios, für den Verein Lefö oder die Plattform Global Social Dialog.

AuRa - Automated Radio Projekt Logo

AuRa – Automated Radio Project

Das ist eine ganze Menge Arbeit! Wie bringst du diese vielen Tätigkeiten unter einen Hut und wo kommt Smart in’s Spiel?

Ich habe eine 30h-Anstellung und dazu drei bis vier Nebenprojekte. Auf Solo-Selbständigkeit für diese Projekte hatte ich aber keine Lust – Smart erleichtert den Schritt in die selbständige Tätigkeit, weil es ein sehr angenehmer Service und ein Sicherheitsnetz im Gründungsprozess ist. Ich habe die Kommunikation mit Robert auch immer als transparent, offen und ehrlich erlebt.

Die IT wird als Zukunftsbranche gefeiert, heute vielleicht mehr als zuvor. Sind die Arbeitsbedingungen ebenso vielversprechend?

Der Bedarf an Fachkräften ist jedenfalls hoch und wächst, ebenso wächst die ‚workforce‘. Die Einkommen sinken aber, und Viele arbeiten zu viel. Die IT ist ein wirklich spannendes Feld, zugleich kann sie überfordern, weil es immer etwas Neues zu lernen gibt. Wer es darauf anlegt, kann sicher auch gut Geld verdienen – ich nicht, ich bin keine Geschäftsfrau. (lacht) Ich wünsche mir eher, einmal einen IT-Frauen-Betrieb aufzubauen, oder in einem IT-Kollektiv zu arbeiten. Das müsste doch möglich sein, denke ich mir!

Dig_Mit Lefö Projekt Screenshot

Dig_Mit Projekt Lefö

Im Zuge der globalen Covid-19 Pandemie war eine monumentale Digitalisierungswelle zu beobachten. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Da war viel Druck auf die IT! Ich hatte aber Glück und konnte ein wenig runterkommen, durch Bildungskarenz und Masterarbeit-Schreiben. Jetzt freue ich mich, dass ich an der Angewandten endlich wieder als Teil eines Teams arbeiten kann.

Digitalisierung eröffnet viele Möglichkeiten, bringt aber nicht immer Fairness. Die frühen Emanzipations-Versprechen des Internets haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet, stattdessen haben wir heute mit Bubbles und Plattform Kapitalismus zu kämpfen. Wie siehst du das?

‚Das Internet‘ an sich gibt es sowieso nicht. Die Abhängigkeiten von bestimmten Diensten haben sich aber vergrößert. Ausbeutung durch Plattform Kapitalismus lässt sich jedenfalls nur durch politische Entscheidungen lösen, nicht durch Innovation.

Global Social Dialog Screenshot

Global Social Dialog

Eine wirklich zukunftsfähige Lösung sehe ich in förderierten Systemen, wie z.B. OwnCloud bzw. Nextcloud oder Mastodon. Basis dafür sind offene Standards für den Datenaustausch, dann können OS (open source) bzw. FOSS (free and open source software) und proprietäre Anwendungen miteinander ‚sprechen‘. Das könnte mit einer Standardisierung von Protokollen erreicht werden, wie DIN- oder ISO-Normen. Damit ließen sich ‚Datensilos‘ wie Facebook verhindern, wo User*innen entweder drinnen sind oder nicht. Bei föderierten Systemen ist ein Austausch zwischen verschiedenen Plattformen möglich, und die User*in entscheidet selbst darüber.

Aber wieder: Diese Föderierung müssen wir einfordern und politisch umsetzen, bevor sie auch technisch wirksam werden kann.

Interview & Text: Xenia Kopf

Infos

jackie mit Coffee to Go im Schweizer Garten

jackie mit Coffee to Go im Schweizer Garten

https://tantemalkah.at/

http://jackie.noblogs.org/